Lexikon

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TAYLOR MILL, HARRIET

englische, feministisch-politische Philosophin
*8. Oktober 1807 in London, †3. November 1858 in Avignon
Die englische Philosophin T. gehört zu den wenigen Frauen ihrer Zeit, die nicht nur revolutionäre Ansichten vertraten, sondern diese auch lebten. Ihre Verbindung mit dem Philosophen John Stuart Mill, im konservativen England mehr als skandalös, war Vorbild für viele nachfolgende Frauengenerationen. Beide versuchten partnerschaftliche Beziehungen aufzubauen und die alten Unterdrückungsmuster der Ehegesetze zu sprengen.
T.s Philosophie gibt sehr direkt die Probleme ihres eigenen Lebens wieder und weist sie als frühe Feministin aus. Ein Hauptthema, resultierend aus der eigenen Betroffenheit, war die Ehe. In ihrer Analyse dient diese Institution der Übertragung eines sexuellen Gebrauchsgegenstandes, die für die Männer das Vergnügen und für die Frauen die Beschwerden der Geburt mit sich bringt. Um diese unwürdige Form der Prostitution zu beseitigen, kämpft sie entschieden gegen die zu ihrer Zeit üblichen Zweckehen. Sie fordert, die Ehegesetze abzuschaffen und die Frauen in allen bürgerlichen und politischen Rechten gleichzustellen.

Werk: Essay über Ehe und Scheidung, ca. 1830, in: Die Hörigkeit der Frau und andere Schriften zur Frauenemanzipation, hg.v. H. Schröder, 1976; Taylor/Mill: Principles of Political Economy, 1848; Enfranchisement of Women. (anonym) in: Westminster Review, 1851; Anmerkungen zu Mr. Fitzroy’s Gesetzesvorlage betreffend die effektivere Verhinderung von Angriffen auf Frauen und Kinder (Privatdruck); On Liberty, 1859; The Subjection of Women, 1869 (Reprint; mit M. Wollstonecraft: The Rights of Woman) 1965; J. S. Mill: Autobiography (without alterations or omissions), hg.v. J.J. Coss, 1924.

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TERESA VON AVILA

spanische Gelehrte
*28. März 1515 in Avila, †3. Oktober 1582 in Alba de Tormes (Salamanca)
T. reformierte den Karmeliterorden und gründete im Lauf von 20 Jahren 32 Klöster.
Von der Kirche wurde sie 1614 selig- und 1622 durch Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Zusammen mit dem Apostel Jakobus ist sie Patronin Spaniens. Sie symbolisiert die starke Frau, die Schlachten mit dem Spinnrocken und nicht mit dem Schwert gewinnt.
T. setzte ihre Arbeit auch theoretisch in mehreren Publikationen um. Ihr Text, Weg der Vollkommenheit, beschreibt ihre Vorstellung vom  Leben der passiven Kontemplation.

Werk: Weg der Vollkommenheit, 1941; The Complete Works of St. Teresa of Jesus, hg.v. E.A. Peers, 1946; Die sämtlichen Schriften der heiligen Theresa von Jesus, 1959; Die innere Burg, 1979.

THEANO VON KROTON

frühe griechische Pythagoreerin, ab 550 v.u.Z.
T. war Schülerin und später die Frau des Pythagoras, Mutter der Töchter Arignote, Myia und Damo. Da im Altertum mehrere Frauen mit Namen T. lebten, kam es in der Überlieferung der historischen Identität der verschiedenen Frauen zu Verwechslungen. Sie machen es heute überaus schwer, die historische Authentizität der Personen und ihrer Werke zu bestimmen.
Die Forschung unterscheidet neben T. zwischen Theano I und II


THEANO I

In ihrer apokryphen Schrift Über die Frömmigkeit setzt T. die pythagoreische Zahlenlehre in Beziehung zu den existierenden Gegenständen. Sie korrigiert die Annahme, daß die Dinge in ihrer Gestalt durch Zahlen erzeugt würden. Denn so würden Dinge – hier Zahlen – die physisch nicht existieren, zur Erzeugung von physischen Dingen gedacht. Vielmehr sei die Ordnung der Zahlen auch als Ordnungsprinzip in den Gegenständen zu finden.


THEANO II

Es sind acht, z.T. fragmentarische, Briefe erhalten, die den Namen T. tragen. Der Brief Theano an Eubole hat die Kindererziehung zum Thema, Theano an Nikostrate befaßt sich mit Hetärentum, Eifersucht und Leidenschaft, Theano an Kallisto mit Sklaven- und Haushaltsführung, Theano an Rhodope diskutiert Platons Dialog Über die Ideen des Parmenides; die Briefe an Eukleides, Euridike, Timarete und Tim(ai)mides behandeln persönliche Angelegenheiten.


THEMISTA

griechische Epikureerin, 4./3. Jh. v.u.Z.
T. war die Mutter des Epikuros, den sie nach ihrem Lehrer Epikur benannte.
Bekannt wurde T. durch ihren Briefwechsel mit Epikur; auch Cicero betont ihre Weisheit. Andererseits beklagt sich Cicero, daß über diese Frau umfangreiche Bände geschrieben wurden, aber über Männer wie Lykurgus, Solon, Miltiades, Themistokles und Epaminondas in Epikurs Schule nicht berichtet werde.

THEMISTOKLEIA

griechische Priesterin in Delphi, um 600 v.u.Z.
Die Forschung überliefert T. als Lehrerin des Pythagoras.

THÜRMER-ROHR, CHRISTINA

deutsche Feministin und Philosophin, *1936
T. ist zur Zeit Professorin am Schwerpunkt Frauenforschung im Studiengang Erziehungswissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Ihre wichtigsten Veröffentlichungen sind neben zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften und Fachzeitschriften: Vagabundinnen sowie Mittäterschaft und Entdeckungslust.Darin befaßt sich T. vor allem mit der Mittäterschaft der Frau an ihrer eigenen Unterdrückung. Danach sind Frauen nicht nur Opfer des Patriarchats, sondern befinden sich auch in einer besonderen Verwobenheit mit den Tätern. Durch ihre Akzeptanz stützen sie letztlich männliche Normen. Mit dem Begriff der ‘Mittäterschaft’ wird eine Brücke geschlagen von individuellen Handlungen und Empfindungen zur sozialen Rolle in der Gesellschaft.

Werk: Vagabundinnen, 1987; Mittäterschaft und Entdeckungslust, (Mit-Hg.in) 1989; Verlorene Narrenfreiheit, 1994.

TIELSCH, ELFRIEDE WALESCA

deutsche Philosophin und Juristin, *1910, †1993
T. war sowohl  Universitätsprofessorin als auch politisch und feministisch aktiv.
Als Philosophin und Juristin machte sich T. zur Anwältin für die Rehabilitierung einer unterdrückten abendländischen Philosophietradition. 1974 gründete sie die Assoziation von Philosophinnen in Deutschland und war ihre langjährige erste Vorsitzende. Von 1989–1993 war sie Ehrenpräsidentin dieser 1980 zur Internationalen Assoziation von Philosophinnen (IAPh) umbenannten Vereinigung.
Ihr philosophisches Interesse galt der Antike und hier vor allem Platon. Das zeigt sich in ihren Publikationen zu dessen Doxalehre und zum kritischen Empirismus der Antike. Letzterer gilt ihr als Quelle des Liberalismus. Der Empirismus und seine Rolle in Naturwissenschaft, Demokratisierung und Menschenrechten dürfe nicht ignoriert werden.

Werk: Versuch über den Satz, 1955; Kierkegaard und die Phänomenologie der Ehe, 1957; Kierkegaards Ethik im Verhältnis zur ‘klassischen’ Ethik insbesondere der Kants, 1960; The Genuine Aristotelian Syllogism von Lukasiewicz, 1964; Materialismus Epikurs, Versuch einer Korrektur, 1971; Old and new Types of Futurology and their Influence on Ethics, 1972; Kritik der Philosophiegeschichtsschreibungen, 1974; Wende vom Antiken zum christlichen Glaubensbegriff, 1974; Epikurs Theorie vom privaten und sozialen Glück des Menschen, 1978; Was ist und was heißt Autorität? 1980;


TIMYCHA

griechische Pythagoreerin, 4. Jh. v.u.Z.
T. stammte aus Lakedaimonien. Überliefert ist eine Legende von ihrer Tapferkeit. Derzufolge wurden T., ihr Mann Myllias und weitere acht Pythagoreer von Soldaten des Tyrannen Dionysios verfolgt, der die Geheimnisse der pythagoreischen Lehre in Erfahrung bringen wollte. Nur T. und Myllias überleben, werden vor den Tyrannen gebracht und sollen unter Folter die Geheimnisse preisgeben. Aber T., obwohl hochschwanger, beißt sich die Zunge ab und spuckt sie dem Tyrannen ins Gesicht, so daß sie selbst unter Folter nichts mehr sagen kann.


TRISTAN, FLORA

französische Philosophin, *1803 in Paris, †1844 in Bordeaux
T. gehörte der sozialpolitischen Strömung der Saint-Simonisten an. Durch diese kam sie auch mit dem Feminismus in Berührung. Die Ideen T.s lassen sich der Richtung des utopischen Sozialismus zuordnen. Ihre Werke enthalten zahlreiche für diese Richtung typische Gedanken: den unerschütterlichen Glauben an die Vervollkommnung der Menschheit; die Überzeugung, daß Bildung für den Fortschritt unerläßlich sei; die Bewertung der Arbeit als soziale Organisation; die Auffassung, die Arbeiterklasse sei die nützlichste Klasse der Gesellschaft; schließlich der Glaube daran, daß sich die Bourgeoisie, einmal überzeugt, an der friedlichen Umformung der Gesellschaft beteiligen werde.
Sicherlich ist T.s wichtigster Beitrag zum politischen und sozialen Denken die Verbindung, die sie zwischen der Emanzipation der Frau und dem Proletariat zieht.

Werk: De la nécessité de faire un bon accueil aux femmes étrangeres, 1835; Pétition pour le rétablissement du divorce, adressée a MM les députés, 1837; Fahrten einer Paria, 1983; Mephis on le prolétarire, 1838; Pétition Tendant à l’abolition de la peine de mort, 1839; Promenades dans Londres, 1840; Union Ouvrière: Le Journal du tour de France, L’émancipation de la femme ou le testament de la paria, 1843; Lettres, 1980; Meine Reise nach Peru, 1983; Le fils de Babel, 1986; Arbeiterunion: Sozialismus und Feminismus im 19. Jahrhundert, 1988; Flora Tristan. Utopian Feminist, 1993; Im Dickicht von London, 1993.


TROTTER COCKBURN, CATHERINE

englische Dramatikerin und Philosophin,
*16. August 1679 vermutlich in London, †1749
Bekanntheit erreichte T. vor allem als Dramaturgin; bereits mit 17 Jahren wurde ihr erstes Werk uraufgeführt.
Anstoß zu ihrer philosophischen Arbeit war Lockes Essay on Human Understanding, den sie gegen Kritiker verteidigte. T. war neben Samuel Bold und Damaris Cudworth Masham die dritte, die  öffentlich für Locke eintrat, zu einem Zeitpunkt, da sein Essay auf Unverständnis und Anfeindungen stieß. Erst gegen Ende ihres Lebens konnte sich T. öffentliche Anerkennung als Philosophin erwerben.

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Werk: The Works of Mrs. Catherine Cockburn, Theological, Moral, Dramatic, and Poetical, 2 Bde, hg.v. Th. Birch (mit Darstellung ihres Lebens) 1751.


TYMIENIECKA, ANNA-THERESA

polnisch/amerikanische Phänomenologin, *um 1900
Nach ihrer Promotion in der Schweiz übersiedelte T. in die USA, wo sie ab 1954 als Dozentin arbeitete. Von 1955–56 war T. Dozentin für Mathematik am Oregon State College; ab 1957 ‘assistent professor’ an der Pennsylvania State University, 1961–66 war sie am Radcliffe College Institute for Independent Study. 1972–73 arbeitete sie als Professorin für Philosophie an der St. John’s University und seit 1975 ist sie Präsidentin des World Institute for Advanced Phenomenological Research and Learning.
T. gründete 1969 die International Husserl and Phenomenological Research Society, 1974 La Sociéte Internationale de Phenoménologie et de Litterature, 1975 L’Institut mondial des Hautes Etudes phenoménologiques und 1976 La Sociéte de Phenoménologie et des Sciences humaines. Sie ist die Herausgeberin der jährlich erscheinenden Analecta Husserliana, The Yearbook of Phenomenological Research, die dem Andenken Edmund Husserls und der Förderung seines phänomenologischen Ansatzes gewidmet sind. Die Analecta Husserliana sind als Weiterführung des von Husserl selbst herausgegebenen Jahrbuchs für Philosophie und Phänomenologische Forschung, Analecta gedacht. Hauptthemen dieser Reihe sind das Menschsein und die menschlichen Lebensbedingungen. T. selbst hat in dieser Reihe zahlreiche Beiträge zu phänomenologischen Themen publiziert, da ihr Hauptinteresse in der Förderung phänomenologischer Studien lag.

Werk: The Formulation of a fundamental Epistemology, in: Philosophy and Phenomenological Research 18, 1957, S. 88-95; For Roman Ingarden: Nine Essays in Phenomenology, 1960; Phenomenology and Science in Contemporary European Thought, 1962; Leibniz’ Metaphysics and his Theory of the Universal Science, in: International Philosophical Research Quarterly 3, 1963, S. 370-391; Leibniz’ Cosmological Synthesis, 1964; Existence vindicated or ‘The Hundred Real Dollars’, in: Personalist 46, 1965, S. 211-212; Why is there something rather than nothing? 1976; (Hg.in) Analecta Husserliana, 1971ff; Essays in: The philosophical Reflexion of Man in Literature, 1982; (Hg.in) The Phenomenology of Man and the Human Condition, 1983; (Hg.in) Soul and Body in Husserlian Phenomenology: Man and Nature, 1983; Logos and Life, 1988; Man within his Life-World, 1989; Man’s Self-interpretation-in-existence, 1990.

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